Lichthaus für Weihnachtstrouble - Flüchtlinge
von Mitte Nov. 23 bis Jan. 1924
Pressetext:
Neue Ausstellung: Lichthaus für Weihnachtstrouble-Flüchtlinge
Einen stillen Ort für Weihnachtsmüde bietet die Hattinger Installations- und Performance- Künstlerin Annette Schulze Lohoff im Schauraum Wachszinshaus an, einen Ort der Ruhe und Besinnung. Während sich draußen die Menschen auf dem nostalgischen Weihnachtsmarkt am St. Georgskirchplatz um Glühwein und Bratwurststände scharen, kann, wer will, sich im Schauraum in einem lichtdurchfluteten, fast durchsichtigen Objekt, an eine mongolische Jurte erinnernd, niederlassen und Augen und Gemüt kommen zur Ruhe.
Es entsteht ein Gefühl der Geborgenheit und des Beschützt - Seins, für eine kurze Zeit innerer Frieden. Unweigerlich fällt der Blick auf die außergewöhnlichen Wände der Jurte, von denen eine ganz eigentümliche Wirkung ausgeht. Sie bestehen aus Draht und Bambus und den Knochentransparenten, pergamentartigen Bildern aus Seide, Knochenleim und Knochen. Sie haben etwas sehr geordnetes, ästhetisches und unaufdringliches.
Setzt man sich in den irgendwie sakral wirkenden Raum, spürt man die Stille, die von dem Material ausgeht.
Jedes einzelne Transparent trägt die Knochen eines Tieres, wie Reliquien haben sie etwas Heiliges, strahlen noch die Schönheit und das Wunder des Lebens aus. Fragt man die Künstlerin, wie sie zu dieser Arbeit mit den meist unabsichtlich oder auch bewusst vom Menschen getöteten oder durch einen Unfall gestorbenen Tiere gekommen ist, antwortet sie:
Der Beginn dieser Arbeit liegt viele Jahre zurück. Auf dem Heimweg eines Abends mit dem Auto von Bochum nach Hattingen erscheint im Scheinwerferlicht im Höhe des Geländes der Henrichshütte ein Fuchs auf der Fahrbahn. Durch ein Ausweichmanöver und anschließendem Anhalten wird klar, dieser wunderschöne, scheinbar unverletzte Fuchs ist tot, überfahren worden. Dort konnte er nicht liegen bleiben, er würde von nachfolgenden Autos einfach respektlos plattgefahren.
Die Künstlerin nahm das Tier mit und bestattete es in einem Waldstück. Viele Monate später schaute sie wieder in der Erde nach und fand das, was die Natur übrig gelassen hatte, die weißen Kochen. Das Tier war an einem Schädelbruch gestorben. Mit Respekt und Sorgfalt entstand so das erste Knochentransparent und danach noch über 40 weitere. Sie bilden das ästhetisch - spirituelle Material für den Lichtraum der Stille im Wachszinshaus.
Erlebt man die Weihnachtszeit als Zeit der Weihnachtsmärke mit ihrem geschäftigen Treiben und die vielen Verpflichtungen, die die Menschen in der Adventszeit haben, dann bleibt kein Raum mehr für Besinnlichkeit, für Momente der Stille, des Innehaltens und Staunens über die Schönheit, Kostbarkeit und Verletzlichkeit des Lebens.
Der Titel dieser Arbeit „ ...das Sterben der Anderen...“ zeigt auch das Erschrockensein der Künstlerin vor den schrecklichen Kriegen um uns herum, gerade auch in der Weihnachtszeit. Annette Schulze Lohoff hat hier eine ganz persönliche und starke künstlerische Form gefunden, der Würde von Leben und Sterben ein Zeichen zu setzen.
Wegen der Größe der Installation im Schauraum wird auf eine Ausstellungseröffnung verzichtet. Das Lichthaus der Stille ist nicht nur durchs Fenster zu besichtigen:
Jeder ist herzlich eingeladen!
Öffnungszeiten:
Schauraum Wachszinshaus
Kirchplatz 14
Dienstags und Donnerstags 16 - 18 Uhr
und nach Absprache
Tel.: 0173 9024609
" Vom Pech, eine weiße Taube zu sein" bedeutet, daß der Krieg so nah und der Frieden so fern ist. Schwalben zwischen Hochhäusern, eine Krähe, eine Taube am Rand. Verstörte Menschen inmitten der Jetzt-Zeit....
Bis zum Jahresende werden wir in lockerer Reihenfolge eigene Arbeiten zeigen. Geplant ist auch eine Rauminstallation.